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1337. April 1. Landeshut (act. et dat.).

fer. terc. p. Letare.

Bolco, Hzg v. Schl., H. v. Fürstenberg u. zu Schweidnitz, bek., daß er s. St. Friburg (Freiburg, Kr. Schw.) alle v. alters her nach fränkischem u. deutschem Recht besessenen Rechte u. Gewohnheiten schenkt u. überträgt. Besonders soll die St. Fr. selbst alle bürgerl. Rechte bis zu den Grenzen des Dfes Conczendorff (Kunzendorf, Kr. Schw.) u. bis in die Hälfte des Dfes Polzniz (Polsnitz, dicht b. Fr.), wie dies andere in s. Fürstentum gelegene Städte innerhalb ihrer Grenzen besitzen, haben, so daß alle dortigen das Bgrrecht habenden Einwohner Tuche u. nicht gefälschte Garne [Mit "warf" erklärt den lat. Ausdr. "stamina" e. spätere deutsche Übersetzung der Urk. i. Bresl. Staatsarch. Rep. 135 Jauersche MSS Bd. 23, 311 u. 312] jedweden Wertes u. jedweder Farbe vkfen u. nach der Elle schneiden dürfen; die dort den Markt aufsuchenden Fremden dürfen aber jedwede Garne einfuhren u. ohne Verschnitt (sine incissura) vkfen, wie sie dies von alters her getan haben. Ferner gewährt Hzg Bolko, daß die Dörfer, nämlich der diesseits des Wassers nach der St. Fr. zu gelegene Teil v. Cirla (Zirlau, auf beiden Seiten des Flüßchens Polsnitz gelegen), das ganze Df Polsnitz, das ganze Df Adlingsbach (Adelsbach, Kr. Waldenburg), das ganze Df Salzborn (Salzbrunn, Kr. Waldenb.), das ganze Df Sibottendorff (Seitendorf, Kr. Waldenb.), das ganze Df Libichaw (Liebichau, Kr. Waldenb.) u. das ganze Df Kunzendorf m. allem Recht wie von jeher zur gen. St. gehören sollen u. daß in diesen u. auch in d. andern innerhalb einer Meile i. Umkreis der St. Fr. gelegenen Dfern keine Schenke noch irgend ein der St. schädlicher Handwerker, wie Bäcker, Schuster, Fleischer, Schneider, Schmiede, besonders aber nicht i. Cirla, wo jedoch die von alters her vorhandene Schenke mit vier Bänken ausgenommen ist, behalten werden darf. Auch schenkt er der gen. St. das freie Recht, welches "bierschrotamacht" gen. wird (sc den Bier- oder Weinverkauf i. ganzen Fässern) u. einen freien Busch (rubum) [Die verdeutschte Urk. (s. Anm. vorher) hat "und einen freyen Wald, gen. dy Harte"] zu ihrer beliebigen freien Verfügung u. zum Treiben ihres Viehes in diesen Busch ohne jede Hinderung; auch darf ihr Vieh zu Weidezwecken frei über die Äcker der Polsnitzer nach dem Schlosse Furstenberg (Fürstenstein, Kr. Waldenb.) zu bis zum Schlosse selbst zum Nutzen der Stadt [In d. Übersetzung heißt es "auch daran durch frommen Willen der Stadt Freyburg" für den lat. Text "ob emendam (bei Tzsch. u. Stenzel S. 540 Z. 16 v. ob. falsch "et metas") ejusdem "civitatis"] getrieben werden. Ferner soll der Steinbrecher, der den Berg bei Salczborn besitzt, i. d. die Mühlsteine gebrochen werden, dort zu Bgrrecht wohnen u. die Niederlage, die "mulsteinniederlage" genannt wird, dort haben, wie es seit alters gewesen ist [d. h. die gebrochenen Mühlsteine muß er erst nach Freiburg bringen, von wo aus dann ihr Verkauf geschehen kann]. Außerdem darf niemand, der in dieser Stadt das Bgrrecht hat, vor irgend ein Hofgericht gegen s. eigenen Willen (nisi se traxerit) vorgeladen werden, wie dies in s. (Bolkos) Hzgtum Rechtens ist, u. jeder Bgr, Schulze, Bauer u. wer sonst in die St. kommt, muß jedwedem vor dem Richter auf Anklagen antworten. Auch darf die Straße (nach Fr.) niemand von den Kaufleuten, Händlern u. Fuhrleuten überfahren oder umfahren, sondern nur durch gen. St. Schließlich gelobt d. Hzg der St. für sich u. s. Nachkommen, sie niemandem durch Verpfändung od. Verkauf zu übergeben, noch auf irgend e. Weise i. fremde Hände aufzulassen, wodurch sie geringschätziger gemacht od. sonstwie gemindert würde.

Z.: Die Ritter H. Joh. v. Cirna hzgl. Hofrichter, H. Konr. v. Reibnicz, H. Konr. v. Cirna u. H. Hapo [Tzsch. u. Stenzel S. 546 hat "Otto"] v. Ronaw, (ferner) Heinr. v. Imnitz [Ebendas. "Jemniz"], Joh. Vogt zu Landeshut u. Thammo v. Schellendorf, hzgl. Protonotor, Ausf. dieses.


Bresl. Staatsarch. Rep. 135 Jauersche MSS Bd. 29, pag. 1066 ff. u. D 377c (Schw.-J. Privilegienb.), pag. 127 ff. Nur i. späteren Abschr. a. d. 17./18. Jh. auf Grund späterer kaiserl. Konfirmationen (K. Ferd. I. dd. 11. Mai 1546 - K. Leopolds I. dd. 21. Juli 1660). Ebendas. verdeutscht i. e. Abschr. a. d. 17./18. Jh. JauerscheMSS Bd. 23, pag. 311 ff. Ebendas. nur i. e. "Extrakt des Privilegii in puncto des Tuch-Verschneidens", also des ersten Paragraphen, a. d. 16. Jh. Rep. 132a Urk. Dep. St. Goldberg Nr. 25. E. Abschr. a. d. J. 1661 befindet sich i. Besitz der Schuhmacherinnung zu Freiburg, ebenso e. neuere Abschr. i. deutscher Sprache i. Bresl. Stadtarch. Hs. B 58 Nr. 46. Ält. Abdr. ohne Angabe der Quelle b. Ludewig, Rel. MSS etc. Bd. VI (1724), pag. 41/43 u. daraus b. Tzschoppe-Stenzel, Urkundensammlung etc. (1832), S. 545/546, vgl. ferner [Zimmermann], Beitr. z. Beschreibung v. Schles. V (1785), S. 364 ff., Würffel u. Rück, Chronik der St. Freiburg (1841), pag. 6 u. Gaupp, Zeitschr. f. deutsches Recht III, 65.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 29, 1923; Regesten zur schlesischen Geschichte, 1334 - 1337. Herausgegeben von K. Wutke.